Samstag, 1. Oktober 2016

Jaycee Dugard - Ein gestohlenes Leben


Jaycee Dugard – Ein gestohlenes Leben



Inhalt: »Im Sommer 1991 war ich ein ganz normales Mädchen. Ich hatte Freunde und eine Mutter, die mich liebte. Ich war wie ihr alle. Bis zu dem Tag, an dem mir mein Leben gestohlen wurde. 18 Jahre lang war ich eine Gefangene. 18 Jahre lang durfte ich meinen Namen nicht aussprechen. Mein Name ist Jaycee Lee Dugard. Ich sehe mich nicht als Opfer. Ich habe überlebt. ›Ein gestohlenes Leben‹ ist meine Geschichte.

Jaycee Dugard wurde am 10. Juni 1991 im Alter von elf Jahren entführt und anschließend mehr als achtzehn Jahre gefangen gehalten. Sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zusammen mit ihrer damals einjährigen Halbschwester in South Lake Tahoe in Kalifornien. Am Tag der Entführung wurde sie in ein Auto gezerrt auf dem Schulweg. Da ihr Stiefvater ihr nachsah, beobachtete er das Szenario und rief sofort die Polizei. Trotz intensiver Suchmaßnahmen, die auch längere Zeit andauerten, fehlte von Jaycee jede Spur. Der Entführer war Phillip Garrido der bereits 1977 wegen Entführung mit Vergewaltigung verurteilt wurde. Elf Jahre später wurde er aber auf Bewährung entlassen.

Er hielt das damals 11 jährige Mädchen fortan in einer Art Verschlag und Zelt, welches im Hinterhof aufgestellt war gefangen, rund 70 Kilometer von San Francisco entfernt. Tatbeteiligt war auch seine Frau Nancy Garrido. Selbst als ihr Peiniger für 4 Monate in Haft musste, weil Garrido gegen Bewährungsauflagen verstoßen hatte, war Jaycee in Gefangenschaft und wurde von seiner Frau „versorgt“. Die damals Minderjährige bekam durch den Missbrauch durch ihren Peiniger zwei Kinder in der Gefangenschaft, die zum Zeitpunkt der Befreiung am 27. August 2009 11 und 15 Jahre alt waren. Den Kindern wurde durch die Garridos erzählt, Jaycee Lee wäre ihre Schwester und Nancy die Mutter.
Bis zur Befreiung arbeitete Dugard in der von den Tätern geführten Druckerei. 

Bei ihrer Befreiung war Jaycee Lee Dugard 29 Jahre alt. Sie beschreibt in ihrem Buch die schrecklichen Erlebnisse sehr ausführlich und lebhaft, was den Leser dazu bewegt, das Buch auch mal weg zu legen, um sich wieder zu sammeln. Was hat diese Frau nur durchmachen müssen?! Besonders tragisch empfand ich persönlich die Tatsache, dass auch polizeitechnische und ermittlungstechnische Versäumnisse ihren Anteil dazu beigetragen haben, dass die Gefangenschaft so lange andauerte. Der Täter trug immerhin nach seiner Bewährungsstrafe eine elektronische Fußfessel. Und trotzdem wurde sein Grundstück nie überprüft! Außerdem ging wohl ein Hinweis aus der Nachbarschaft bei der Polizei ein, im Garten des Paares würden Kinder in einem Zelt hausen. Diesem Hinweis wurde nie nachgegangen.

Die junge Frau beschreibt in ihrem Buch die Beweggründe für das „Zusammenleben“ mit den Tätern. Sie erklärt ausführlich, was sie dazu bewogen hat, nicht mehr auf sich aufmerksam zu machen und in der Druckerei des Ehepaares zu arbeiten. Man sollte vielleicht als Leser und Außenstehender auch immer bedenken - dieses Mädchen mit ihren 11 Jahren hatte keine andere Möglichkeit, als sich ein stück weit in ihre neue Situation einzuleben.

Die Manipulationen durch Phillip Garrido, die sich wohl auch auf seine Ehefrau abgeladen hatten, werden in diesem Buch ebenfalls deutlich. Dies entschuldigt jedoch NICHT das Mitwirken dieser Frau! Jaycee Lee war ein kleines Mädchen, welches einen wahnsinnigen Überlebenswillen aufwies. Anders hätte sie die lange Zeit von 18 Jahren wohl nie überstanden. Auch ihre Kinder gaben ihr viel Kraft, den Albtraum zu überwinden und die Hoffnung auf Freiheit niemals aufzugeben. Nur durch einen „dummen“ Zufall, sind die drei damals doch noch entdeckt worden und frei gekommen. 

Jeder, der sich Gedanken darum macht, warum Opfer oftmals sich vermeintlich NICHT wehren oder gar sowas wie „Sympathien“ für ihre Entführer aufbringen, lege ich nahe, die Geschichte von Jaycee Lee Dugard zu lesen. 

Eine starke Frau, die hoffentlich ihr restliches Leben noch in Freiheit genießen kann.


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