Sonntag, 9. Oktober 2016

Die weiße Massai - Corinne Hofmann



Die weiße Massai - Corinne Hofmann



Inhalt: Auf einer Urlaubsreise durch Kenia begegnet Corinne Hofmann dem Massai-Krieger Lketinga - und verliebt sich auf den ersten Blick in ihn. Sie verlässt ihren Lebensgefährten, zieht in den kenianischen Busch zu den Massai und heiratet Lketinga. Abenteuerliche Jahre folgen, Jahre der Liebe, aber auch des Verzichts und wachsender Probleme: Die Verständigung ist schwierig, die Ernährung ungewohnt, das Rollenverständnis völlig anders. Als ihre Tochter Napirai geboren wird, scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden...

Diese Geschichte hat mich nicht wirklich losgelassen. Aber mehr aus der Verwunderung heraus. Das die Dame keine Autorin ist, fällt am sehr einfachen Schreibstil auf. Natürlich ist es ein Tatsachenbericht, aber trotzdem war ich sehr erstaunt über die Naivität der Frau Hofmann und wie sie das Leben im Busch versucht hat zu meistern. An der Liebe zueinander der Beiden hab ich beim Lesen nie gezweifelt, aber die kulturellen Unterschiede sind nun mal sehr groß. Auf der einen Seite fand ich ihren Schritt mutig, in Deutschland die Zelte ab zu bauen und nach Afrika zu gehen. 

Sie erklärt auch ausführlich in ihre Biografie, wie schwer das Leben für die Massai in ihrer Heimat ist. Womit ich nicht gerechnet hätte, war diese Blauäugigkeit, die sich durch das ganze Buch zog. Das hat mich sehr irritiert und gerade deswegen fand ich dieses Buch aber auch so interessant denn: Ich habe immer wieder darauf gehofft, dass die Frau ihre rosa rote Brille auch mal ablegt, sich dem Volk in dem sie ja unbedingt leben wollte auch voll und ganz und offen zeigt und gibt.

Keine Frage, mit ihren Ideen und dem Engagement hat sie auch zeitweise das ganze Dorf ernährt, aber vieles war für mich einfach unverständlich. Mir ist schleierhaft, wie man so unüberlegt die Zelte in der eigentlichen Heimat abbrechen kann und sich aber ins neue Land und in das Alltagsleben so schlecht integrieren will. Irgendwie doch ein wenig typisch europäisch oder nicht?! 

Wenn ich mich entschließen würde, wirklich im Busch in Afrika zu leben, dann muss ich dies aber mit Allem tun, was dort gefordert wird. Der Massai tat mir in vielen Stellen des Buches einfach nur leid, er konnte vieles nicht verstehen und wurde aus seinem gewohnten Leben gerissen. Das ist meine Meinung. Corinne hatte stetig versucht, in ihren Augen etwas mehr „Zivilisation“ in den Stamm der Ureinwohner zu bringen..

Unverständlich war für mich ebenfalls, dass sich die Protagonistin ja wohl so gar keine Gedanken im Vorfeld gemacht hat! Schon allein die Krankheiten, allen voran Aids und Hepatitis, denen sie sich ohne vorherigen Schutz ausgesetzt hat. Die Sitten und Gebräuche die sie nicht akzeptierte und die Tatsache, dass ein Massai-Krieger mit einer emanzipierten Frau nicht zurechtkommt sind alles Dinge, die ihr hätten bewusst sein müssen. War aber nicht so. So fällt sie regelmäßig aus allen Wolken. Was, die Mädchen werden beschnitten? Was, die dürfen mehrere Frauen haben? Usw...

Ich bin selbst in meiner Denkweise davon ausgegangen, dass sich diese Frau im Vorfeld über die Kultur informiert hat, über das Land und ihre Lebensweise und war deshalb sehr fasziniert und zugleich auch erschrocken über dieses völlige Unwissen! Das konnte nicht gut gehen, aber es war ein guter Einblick wie man es meiner Meinung nach NICHT machen sollte.

Dennoch empfehle ich das Buch Jedem, der sich mit dieser Frau und ihrer Geschichte befassen möchte. Es zeigt, wie schwierig die kulturellen Unterschiede zu meistern sind und was dabei herauskommt, wenn man sich nicht voll und ganz auf eine fremde Kultur einlassen kann. 

2 Kommentare:

  1. Hallo Nanni!
    Eine sehr schöne Rezension! Ich glaube ich muss diesen Klassiker auch bald mal lesen! :)

    Liebe Grüße
    Patricia :)

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    1. :-) Da bin ich ja mal gespannt, ob du dich auch so sehr über die Naivität "aufregen" kannst wie ich. lg Nadine

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