Samstag, 24. September 2016

3096 Tage - Natascha Kampusch



3096 Tage - Natascha Kampusch



Inhalt: Natascha Kampusch erlitt das schrecklichste Schicksal, das einem Kind zustoßen kann: Am 2. März 1998 wurde sie im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg entführt. Ihr Peiniger, der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil, hielt sie in einem Kellerverlies gefangen - 3096 Tage lang. Am 23. August 2006 gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht. Priklopil nahm sich noch am selben Tag das Leben. Jetzt spricht Natascha Kampusch zum ersten Mal offen über die Entführung, die Zeit der Gefangenschaft, ihre Beziehung zum Täter und darüber, wie es ihr gelang, der Hölle zu entkommen.

Jeder hat diesen Fall durch die Medien mitbekommen. Alle meinen, sich ein Urteil über Natascha Kampusch bilden zu können. Oftmals wurde die junge Frau, die einen Großteil ihrer Jugend an einen Perversen verloren hat angegriffen. SO würde sich kein Opfer verhalten. Hatte sie sogar Sympathien gegenüber ihrem Peiniger? Dann litt sie doch wohl unter dem Stockholm-Syndrom! Urteile sind schnell gefällt. Auch wenn Co-Autoren bei diesem Buch mit am Werk waren zeigt uns Natascha darin, was sie all die Jahre durchgemacht hat. Sie erklärt ausführlich ihre Gedanken, ihre Verhaltensweisen und dass es sehr wohl eine Überlebensstrategie ist, sich eben NICHT gegen den Mann, der sie misshandelt und auch psychisch gequält hat immer und jeden Tag aufs Neue zur Wehr zu setzen. Dies hat sie durchaus getan, aber leider musste das damals kleine Mädchen schnell lernen, wie sie sich ihm gegenüber verhalten musste, wollte sie nicht noch mehr Leid erfahren. 

Der Leser kommt dabei ins Grübeln: Wie hätte ich reagiert, als es im Supermarkt die Möglichkeit gab, auf sich aufmerksam zu machen? Sagt einem Kind, dass der erste Mensch, der um Hilfe gebeten wird getötet wird und schon ist das Mädchen noch isolierter. Wie kräftezehrend muss es für die Kleine gewesen sein, sich jeden Tag den Launen seines Entführers anzupassen und herauszufinden, in welchen Momenten man „aufgebehren“ darf und wann besser nicht. Wer dieses Buch gelesen hat, kann viele Strategien von Natascha Kampusch nachvollziehen. Sie selbst beschreibt auch Situationen, in denen sie wohl hätte fliehen können. Aber der Druck, der auf ihr lastete war einfach ZU groß. Was wenn wegen ihr jemand zu Schaden kommen würde? Würde sie überhaupt irgendeiner ernst nehmen? Wird noch nach ihr gesucht? 

Mit dem Buch gelingt es ihr gut, ihre Geschichte zu erzählen. Man kann sich in ihre Lage versetzen und oft schüttelt man mit dem Kopf und denkt sich: „wie sie das nur alles geschafft hat?!“ Das kleine 10 jährige Mädchen damals war eine Kämpfernatur und nur so konnte die junge Frau überleben und letztendlich doch entkommen. Wer dieser Frau böses nachsagt, sollte sich auch die Mühe machen, ihr Buch zu lesen! So eine Geschichte kann man nicht bewerten wie einen Thriller. Es ist nicht spannend, unterhaltsam oder sonst was in der Richtung. 

Mich hat es schockiert und sehr bewegt was Natascha alles erleiden musste. Und ich bekam Verständnis für das „Zusammenleben“ mit Priklopil und der Dynamik, die daraus resultierte, dass er die einzige Bezugsperson über 8 lange Jahre für sie war. Meiner Meinung nach, ist Natascha Kampusch eine starke Frau! Und ich wünsche ihr alles Gute für ihren weiteren Lebensweg. 


2 Kommentare:

  1. Ich bin immer wieder mal am überlegen, ob ich das Buch mal lesen sollte ...

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    1. So ein Buch liest man ja natürlich nicht wie einen Roman. Man merkt auch, dass Co-Autoren mit am Werk waren, aber es zeigt die authentische Geschichte von Natascha Kampusch. Ich kann vollkommen nachempfinden, wie es ihr ergangen ist...

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