Mittwoch, 7. November 2018

Das Hannibal-Syndrom - Stephan Harbort



Das Hannibal-Syndrom – Stephan Harbort




Inhalt: Dank Hollywood gilt Hannibal Lecter als Inbegriff des infernalischen Serienmörders. Doch wer sind diese Täter in der Wirklichkeit? Der Kriminalexperte Stephan Harbort hat zahlreiche von ihnen in ihren Hochsicherheitszellen besucht und interviewt, um Motivation, Tathergang und Täterprofil zu erforschen. Er befasste sich mit allen 75 deutschen Serienmördern seit 1945 – eine aufschlussreiche und schockierende Dokumentation, aus der man viel über die Psyche solcher Täter erfährt.

Stephan Harbort schafft mit diesem Buch einen professionellen und dennoch leicht verständlichen Einblick in die Welt von Serienmördern. Auch über Frauen, die zu Serientäterinnen werden, berichtet er ausführlich, was durchaus lesenswert ist, da man gerade bei Männern und Frauen Unterschiede im Motiv und bei der Mordmethode erkennen kann. Die gesellschaftlichen Faktoren und die Lebensläufe der Täter werden durchleuchtet und geben dem Leser Aufschluss über die möglichen Auslöser solcher Taten. Wie kam es überhaupt soweit? Wie wurde er/sie zum Mörder? Außerdem versteht es der Autor, auch den Opfern die notwendige Aufmerksamkeit zu gewähren. Sehr interessant sind natürlich die geführten Interviews beispielsweise mit einem 3-Fachmörder, den Stephan Harbort in einem Hochsicherheitsgefängnis aufsucht.

Besonders gut erklärt er auch, dass typische Klischees z.B. immer der gleiche Opfertyp, gleiche Mordmethode usw. doch eher von den tollen Serien a´la „Criminal Minds“ herrühren. Auch die Tatsache, dass Serienmörder nicht immer sexuelle Motivationen für ihre schrecklichen Taten haben, wird gut verständlich beschrieben. Es findet ein Prozess statt, dem man im Buch folgen kann. Von der Analyse des Vorlebens der Täter bis zur vollendeten Tat, bekommt man als Leser den Einblick, welche Dynamik zu den Verbrechen führte und auch die Motive werden ebenfalls auf psychologischer Ebene erläutert. Dabei legt der Kriminalhauptkommissar keinen Wert auf halsbrecherische Erzählungen oder gar Übertreibungen. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und hält sich an die Fakten aus Gerichtsakten und Protokollen des jeweiligen Falls. Die Interviews geben einen sehr genauen Einblick in die Gedankenwelt der Verbrecher.  


Für mich schafft es Stephan Harbort, die Geschehnisse auf eine empathische Art und Weise dem Leser nahe zu bringen, ohne eine Art Verständnis für die Verurteilten zu fordern, oder im Gegenteil, die Angeklagten zu „Bestien“ oder „Monster“ werden zu lassen. Er macht deutlich, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann! Wer dieses Buch gelesen hat, kann diese Aussage auch nachvollziehen und bekommt fachspezifisches Wissen aus den Bereichen Psychologie, Kriminologie und Polizeiarbeit vermittelt.


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