Samstag, 4. März 2017

Sebastian Graf und die Welt der Comics!



Sebastian Graf und die Welt der Comics!

Ein sehr lieber Facebookfreund - Sebastian Graf, entführt euch heute in die Welt der COMIS und GRAFIC NOVELS! Ein super toller Beitrag wie ich finde! Schaut doch auch mal in seiner Gruppe "Wir lieben Bücher, Serien und Filme" vorbei! Er freut sich sicher über neue Mitglieder. Und jetzt, lasst euch inspirieren: Von Batman und Co. Kick-Ass und X-Man, aber auch sozialkritischen Comics und vielem mehr!


Comics, Graphic Novels und ich. Eine ganz persönliche Geschichte.

Die liebe Nanni hat mich gebeten für ihren tollen Blog, einen Gastbeitrag zum Thema "Comics"    zu schreiben. Und da Comics und Graphic Novels, mit zu meinen Lieblingslesekategorien gehören, komm ich dem selbstverständlich sehr gern nach. Gerne möchte ich euch auch einen Einblick darin geben, warum ich jene Art der bebilderten Geschichten so sehr mag und euch gleichzeitig einige meiner Lieblinge, aus diesem Bereich der Literatur, mit an die Hand geben.

Zunächst aber will ich, ganz kurz nur, zurückblicken auf meine ersten Berührungen mit dem Genre. Angefangen hat bei mir alles etwa Mitte der 80er Jahre. Und als Kind der DDR, kann es sich dann nur um die "Abrafaxe" und ihre Vorgänger die "Digedags" handeln, deren Abenteuer auch im "Mosaik" erschienen. Comics wurden auch in der DDR nicht als allzu hohe Kunst eingestuft und so waren sie auch nicht gern im Unterricht gesehen.

Mit dem Fall der Mauer, ich war damals 13 Jahre alt, verlagerte sich mein Interesse zunächst auf die "Fix und Foxi" Comics, die ich mit Begeisterung verschlang. Es folgten quasi parallel "Clever & Smart", die ein oder andere "Micky Maus" und natürlich das "Lustige Taschenbuch", bevor ich wiederrum wenige Jahre später, nach einem Umweg über "Superman" bei "Batman" angelangt bin. Die Abenteuer der beiden erschienen zu der Zeit in Heftform bei 'Dino Comics' und gerade der dunkle Ritter hatte es mir sehr angetan. Ich sammelte Heft um Heft, bis schließlich ein auch heute noch ansehnlicher Stapel an Veröffentlichungen zustande kam, der 'Dino-Verlag' jedoch plötzlich und unerwartet, sein gesamtes Superheldenprogramm einstampfte. Zu jenem gehörten zu dem Zeitpunkt u.a. auch die Heftserien von "Green Lantern" und "Flash" , die durchaus auch meine Beachtung fanden.

Und auch wenn mit dem Ende der Veröffentlichungen bei 'Dino Comics' eine Ära zu Ende ging, markiert das doch auch einen Neuanfang, denn seitdem haben die Superhelden bei 'Panini' ein neues zu Hause gefunden, wo sie erfolgreich wie nie zuvor und einer Vielfalt, die vor Jahren noch undenkbar schien, veröffentlicht werden. Nicht nur "Batman" und "Superman" , die in den USA von DC verlegt werden, haben hier ihre Heimat gefunden, sondern auch MARVEL Helden wie "Wolverine", "Iron-Man", "Spider-Man", die "X-Men", "Avengers", "Inhumans" oder seit neuestem auch "Dr. Strange".

Mehr zu allen Comicserien von 'Panini' findet ihr unter www.panini.de .




Ein Film schließlich lenkte meine Leidenschaft für Comics in eine völlig neue Richtung. Denn nachdem ich "Kick Ass" gesehen hatte, der eine ganz andere Art Held auf die Leinwand brachte, gleichzeitig Parodie und "realistische" Variante des Superheldengenres, wandte ich mich den Werken des Schöpfers von "Kick Ass" zu, Mark Millar. Noch heute beeindruckt mich seine übertriebene Gewaltdarstellung, verbunden mit schrägem Humor und einem Storytelling, das immer wieder wilde Haken schlägt. Empfehlen möchte ich euch hier nicht nur die "Kick Ass" Trilogie (Zeichner: John Romita Jr.) sondern auch "Wanted" (Z: J.G. Jones), "Nemesis" (Z: Steve McNiven) und "Superior" (Z: Leinil Yu).

Aber auch im Superheldengenre selbst hat er Spuren hinterlassen. Er war massgeblich an "Civil War" beteiligt und verschaffte Wolverine mit "Old Man Logan" (Z: Steve McNiven) einen so großen Kick, das anzunehmen ist, das dies auch im letzten Wolverine Film von Hugh Jackman "Logan" seine Spuren hinterlassen wird. Und wer wissen will was passiert wäre, wenn das Raumschiff das Superman zur Erde brachte, statt über den USA in der Sowjetunion abgestürzt wäre, dem sei sein atemberaubender Band "Genosse Superman" empfohlen.




Wiederrum ein nicht ganz unbekannter Film, brachte mich dann auf die Spuren von Alan Moore. "Watchmen" (Z: Dave Gibbons) ist, ähnlich wie Millars "Kick Ass" , eine ganz eigene Interpretation des Superheldengenres, die allerdings deutlich düsterer geraten ist als o.g. , dafür aber umso ikonischer. Hier rate ich jedem der den Film kennt, ruhig auch zur Vorlage zu greifen und so weit tiefer und vielschichtiger, in eine Welt der Superhelden eingeführt zu werden, als es dem ohnehin schon großartigem Film gelungen ist. Gleiches gilt für "V wie Vendetta" (Z: David Lloyd), das auch auf einer Vorlage Moores basiert und ungleich ergreifender ist, als der Film. Noch eklatanter ist der Unterschied bei Alan Moores Meisterwerk "From Hell". Überhaupt nicht mit der Verfilmung mit Johnny Depp zu vergleichen, präsentiert uns der Autor hier, seine Version der Geschehnisse um Jack the Ripper.  




Von Zeichner Eddie Campbell in düstere fast skizzenhafte schwarz /weiß Bilder gekleidet, geht    Alan Moore dem Mythos tiefer nach, als kaum ein Autor zuvor. Noch dazu liest man den 592 (!!!) Seiten starken Band, nicht einfach so weg und doch ist ein Vertiefen darin, ein unbedingt lohnenswertes Unterfangen! Von Verfilmungen seiner Bücher hält er indes wenig und so verbittet er es sich, bei selbigen auch nur irgendwie als Vorlagengeber genannt zu werden. Im übrigen hat auch Alan Moore u.a. mit der Batman-Story "The Killing Joke" , seine Fußstapfen im Superheldengenre hinterlassen.




Ein weiterer Autor den ich, nicht nur aber auch, für seine Arbeit im Comicgenre sehr verehre ist Neil Gaiman. Schon seine Romane strahlen vor überbordender Fantasie und Erzählkraft, aber auch was Comics angeht, hat er vor allem als Autor der "Sandman" Reihe, seinen Ruf legendär gefestigt. In ihr erzählt er, unterstützt u.a. von hervorragenden Zeichnern wie Malcom Jones lll, Mike Dringenberg, Kelley Jones oder Steve Parkhouse, die fantastische Geschichte des Herrn der Träume (auch Morpheus oder Dream genannt) und seiner Geschwister (jene werden auch "Die Ewigen" genannt). 

Dabei greift Gaiman uralte bekannte und unbekannte Mythen, unterschiedlichster Kulturen auf und vermischt sie mit einer Erzählweise, die den Leser Abenteuer erleben lässt, wie sie kein zweiter zustande bringt. Ursprünglich auf 10 Bände angelegt (die man alle separat lesen kann) gibt es inzwischen auch 2 Bände die die Vorgeschichte zu diesen erzählen ("Ouvertüre") und auch den ein oder anderen Band, der sich beispielsweise Dreams Schwester Death widmet. In der Comickunst suchen die Bücher rund um Sandman jedenfalls ihresgleichen. Und auch abseits dieses ganz eigenen Kosmos', hat Neil Gaiman einige unvergleichlichle Werke geschaffen. Ich erwähne hier nur "Black Orchid", "Niemalsland" (das es auch als Roman gibt) und "Harlequin Valentine".

Hier verschwimmen auch die Grenzen zwischen dem was man "Comic" und dem was man "Graphic Novel" nennt. Letzteres ist ohnehin ursprünglich nur ein zu Marketingzwecken in den USA entwickelter Begriff, um Comics auch an eine "anspruchsvollere"  Leserschaft besser verkaufen zu können. Heutzutage steht es für aufwendig bebilderte und erzählte Geschichten, abseits des sogenannten Superheldengenres, ist aber im Prinzip auch nur... ein Comic.

Im Lauf der Jahre musste ich feststellen wie vielseitig die Welt der Comics geworden ist. Die Geschichten wurden in der Tat anspruchsvoller und auch ernsthafter. Man könnte fast sagen erwachsener. Und überall lauert, wenn man genau hinschaut, neues und aufregendes und so noch nie gelesenes. Dabei lass ich mich gern auf früher undenkbare Erzählstrukturen im Comic ein. Mich begeistert zum Beispiel Marjane Satrapis autobiographische Erzählung "Persepolis", die von ihrer Kindheit im Iran und ihrer Jugend im westlichen Ausland, mit all den innewohnenden Konflikten die das bedeutete, erzählt. Erschienen in der 'Edition Moderne' (www.editionmoderne.ch) , hat Satrapi ihren Comic  übrigens nicht nur selbst gezeichnet, sondern später auch selbst verfilmt.

Ebenfalls (wenn auch nur leicht) autobiographisch geprägt, ist "Blau ist eine warme Farbe" von Julie Maroh (erschienen im 'Splitter-Verlag' www.splitter-verlag.de) , die ebenso selbst zum Zeichenstift griff und von der Liebe zwischen der jungen Clementine und der etwas älteren Emma erzählt. Voller Liebe, voller Tragik, aber ohne Kitsch.




Im besten Sinn ein All-Ager ist "Anyas Geist" von Vera Brosgol, die es auch selbst zeichnete, welcher bei Tokyopop (www.tokyopop.de) erschienen ist und eine wunderbar witzige und dennoch auch ernsthafte Mysterygeschichte erzählt und dafür 2012 mit dem "Eisner-Award" und dem "Harvey-Award" ausgezeichnet wurde.

Und so gibt es weitere und weitere Geschichten. So findet man selbst das Tagebuch von Anne Frank durchaus anspruchsvoll umgesetzt. Comicsausgaben von Klassikern wie "Moby Dick", "Oliver Twist", "Don Quixote" findet man ebenso, wie "Sherlock Holmes". Ob Edgar Allan Poe, Satre, Kafka, Wells-wunderschön umgesetzt in Bilder, entdeckt man so manchen Klassiker vielleicht jetzt neu. Oder findet dadurch womöglich erstmals Zugang zu ihm. Erwähnenswert ist auch Joe Sacco, der für seine Comic-Reportagen aus verschiedenen Krisengebieten schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Erschienen sind "Sarajevo", "Gaza", "Bosnien" und "Palästina" auf deutsch übrigens im Schweizer Verlag 'Edition Moderne'.



Nun fragt sich vielleicht der ein oder andere, ob ich mit den Jahren das Superheldengenre völlig aus den Augen verloren habe. So ganz aus meinem Blickwinkel war es nie. Aber völlig neu eingenommen, hat mich vor gut anderthalb Jahren, ein muslimisches Mädchen aus Jersey City namens Kamala Khan. Von G. Willow Wilson erdacht, erlebt sie in den USA seit April 2014 ihre Abenteuer als "Ms. Marvel" und mischt seitdem mit ihrer unkonventionellen, erfrischenden Art die MARVEL-Fangemeinde auf. Der ein oder andere kann sich vielleicht denken, wie sehr es diesen und jenen eingefleischten Comicleser vielleicht getroffen hat, das ausgerechnet eine junge Muslima nicht nur Abenteuer mit ihren altvertrauten Helden Iron-Man, Wolverine und Spider-Man erlebt (die sie als Fan-Girl selbst auch anhimmelt...) , sondern ab und an auch noch die Welt rettet! Und das dann auch noch mit Augenzwinkern, gepaart mit typischen Teenieproblemen. Mich jedenfalls begeistert Kamala als Ms. Marvel jedesmal aufs neue. Der Zeichenstil (u.a. von Adrian Alphona, Takeshi Miyazawa und Nico Leon) spricht mich immer wieder an. Die Geschichten sind, soweit ich das beurteilen kann, gut durchmischt mit typischen Teeniekram. Die Action stimmt. Und so hat MARVEL mit ihr wirklich einen Volltreffer gelandet.

Und so schließt sich fast ein Kreis, der doch durch immer neue Veröffentlichungen, immer weiter gezogen wird. Durch schreiben dieses kleinen Gastbeitrages bin ich doch einige Jahre in meine Vergangenheit gewandert, hab mich erinnert wie viel Freude damals in den dünnen Heften der Abrafaxe steckte und wie viel Freude mir heute noch, die unglaubliche Vielfalt des Genres "Comic" macht. Nur einen klitzekleinen Ausschnitt konnte ich hier anschneiden. So vieles gibt es noch zu entdecken, ständig kommt Neues hinzu. Und immer wieder staune ich über die Kreativität und Originalität der Zeichner und Sprechblasenschöpfer, die doch so unendlich mehr als das sind. Schon unsere Ur-ur-ur-Ahnen zeichneten an Wände in Höhlen, um ihr bewegtes Leben und vielleicht auch hier und da ihre Fantasie mit uns zu teilen. Jahrtausende später schuf Wilhelm Busch mit seinen bebilderten Max und Moritz Geschichten, wohl den Vorläufer unserer modernen Comics.

Und heute nun ist jener vielfältig wie nie und längst raus aus der Schmuddelecke vergangener Tage. Comicverfilmungen kommen ins Kino, die sich Jahr für Jahr mit ihren Einnahmen überbieten. Doch ich behaupte das die wahre Magie noch immer auf dem Papier liegt, zwischen zwei Heft- oder Buch-Seiten. Und egal ob auch ihr auch zu den Lesern jener Hefte oder Bücher gehört, oder sie vielleicht jetzt erst noch entdecken wollt: Das Abenteuer endet nie, solange es noch Menschen gibt die Fantasie haben und sie mit uns teilen wollen und solange wir bereit sind sie neugierig in unsere Herzen aufzunehmen.

Sebastian Graf


Also diese Welt der Comics ist schon sehr beeindruckend und ich danke Sebastian, für diesen tollen Bericht! Welche Comics lest ihr so?! 




2 Kommentare:

  1. Was für ein supergroßartiger Beitrag! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft ich mit breitem Grinsen gedanklich zugestimmt habe - ich bin zwar eine ganze Ecke jünger (den Fall der Mauer habe ich nicht mal erlebt), aber Clever&Smart, die Abrafaxe und ganz besonders Watchmen haben mich auch tierisch geprägt damals. Eine inspirierende Aufzählen, vielen lieben Dank für diesen kleinen Nostalgieflash (*höhö* Flash...) und die vielen Anregungen für künftige Käufe!

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    1. Vielen Dank Lisa für deinen schönen Kommentar! 😀 Sebastian hat das wirklich toll verfasst! Der Artikel ist auch super zum immer wieder durchlesen.

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