Montag, 15. Oktober 2018

Autorentalk mit Jörg Benne



Autoren-Talk mit Jörg Benne

Er zählt zu meinen Lieblingsautoren und seine Bücher erscheinen unter anderem beim Mantikore-Verlag, welcher ebenfalls zu meinen Favoriten zählt! Ich bin sehr erfreut, dass er mir meine Fragen beantwortet hat! Lernt ihn und seine Bücher hier kennen! Ein sehr charmanter und kreativer Schreiber! 

Jörg Benne


Hallo lieber Jörg Benne, erstmal vielen lieben Dank, dass du dich bereit erklärt hast, mir ein Interview zu geben! Magst du dich kurz vorstellen?

Jörg Benne: Hallihallo liebe Nadine, ich freue mich, mich deinen Leser vorstellen zu dürfen. Ich bin Mitte 40, Familienvater zweier Kinder, von denen eins schon bald Abitur macht (wie die Zeit vergeht, schluck!) und Autor von Phantastik. Wie so viele meiner Kollegen bin ich studierter Informatiker, aber den Beruf habe ich schon vor über zehn Jahren aufgegeben. In unserer Familie verdient meine Frau die Brötchen (auch als Informatikerin) und ich trage als Autor ein paar Krümel bei und kümmere mich um Kind und Kegel. Zur Phantastik bin ich über Der Herr der Ringe gekommen - ja, ich weiß, das sagen sie doch alle. 

ABER, bei mir war das doch ein kleines bisschen anders. Denn meine älteren Schwestern lasen das damals, als ich gerade so 9 oder 10 war. Sie hatten dabei immer diese großen Karten von Mittelerde neben sich liegen und die fand ich total faszinierend. Nicht faszinierend genug, um den dicken Schwarten zu lesen - für Grundschüler ist Der Herr der Ringe ja nun wirklich nicht gedacht. Stattdessen hab ich mir die Karten geschnappt, und mir eigene Abenteuer ausgedacht, die mit dem Inhalt des Buches nicht viel zu tun hatten, soweit ich mich erinnern kann. Gelesen hab ich Der Herr der Ringe natürlich auch, ein paar Jahre später dann.

In einigen deiner Romane stößt man als Leser auf die Welt Namens „Nuareth“. Was genau ist das für eine Welt? 

Jörg Benne: Was ich an Tolkiens Werk bewundere, ist, dass er dem Leser das Gefühl vermittelt, eine richtige Welt zu besuchen, mit eigener Kultur, eigenen Sprachen, wo es zu jeder Ruine eine Geschichte gibt. So eine Welt wollte ich auch schaffen, allerdings nicht, indem ich erstmal ein Mammutwerk wie das Silmarillion schreibe, sondern indem ich diese Geschichten nach und nach erzähle, den Leser dabei immer neue Teile der Welt kennenlernen lasse und die Welt so immer detaillierter ausarbeite, statt für jeden Roman wieder eine neue zu bauen. Soweit der Plan.

Herausgekommen ist bislang eine weitgehend klassische Fantasy-Welt mit Drachen und Magie, allerdings ohne die typischen Zwerge, Elfen, Orks... Statt derer gibt es bei mir Gnome, Vanamiri, Gorman, Oger, Wolfsmenschen und vieles mehr. Statt auf Pferden wird bei mir auf Reitechsen geritten usw. Wer kostenlos mal reinschnuppern will, kann das mit "Das Schicksal der Paladine: Die Bedrohung" tun.

Gibt es im Fantasy eine Geschichte, die dir besonders gut gefällt?

Jörg Benne: Ich bin ein Fan von eher düsterer Fantasy und empfehle da vor allem zwei Autoren: Andrzej Sapkowski, der schon in den 90ern die Vorlagen zu den "The Witcher"-Videospielen geschrieben hat und dabei gesellschaftliche Themen wie Rassismus und Ausgrenzung unterhaltsam verarbeitet. Und Joe Abercrombie, dessen Klingen-Trilogie für mich der Prototyp von dunkler, dreckiger, zynischer Fantasy ist, in der es keine strahlenden Helden, sondern nur Schattierungen von Grau gibt, aber man als Leser dennoch was zu lachen hat.



Ich habe schon ein paar Mal auf deinem eigenen Blog gestöbert! Was kam denn eigentlich zuerst? Warst du Blogger und wurdest Autor?

Jörg Benne: Das kommt drauf an, wann man per Definition Autor ist. Meinen ersten Roman schrieb ich kurz nach dem Abitur, den wollte aber kein Verlag haben (ich hab ihn damals noch per Post verschickt, damals war noch nix mit eMail und so) und dann kam das Studium, meine Frau trat in mein Leben und das Schreiben geriet in den Hintergrund. War ich trotzdem schon Autor? Eines meiner Hobbys zu der Zeit waren Computerspiele und ich begann 1997 für ein Stadtmagazin Rezensionen zu schreiben. Mit der Zeit bekam ich so viele Rezensionsexemplare, dass ich die Tests gar nicht mehr alle in dem monatlichen Magazin unterbringen konnte und eröffnete dann 1999 GameCaptain.de. Das war aber kein Blog, sondern wuchs zu einem Onlinemagazin mit zeitweise 16 freien Redakteuren heran und lief in den ersten Jahren super. Irgendwann dann nicht mehr so, 2013 wurde daraus Captain-Fantastic, das war dann eher ein Blog,und den haben wir im Mai nun eingestellt.

Zum Schreiben kam ich erst 2008 wieder, als ich wegen eines Wettbewerbs des Heyne Verlages mal wieder die Motivation fand und innerhalb von nur sechs Monaten "Das Schicksal der Paladine: Verschollen" schrieb. Bis das dann veröffentlicht wurde, dauerte es aber noch vier Jahre.

Im Mantikore Verlag erscheinen tolle Romane von dir z.B. „Dämonengrab“. Aber auch im Papierverziehrer Verlag bist du zu finden. Wie bist du denn bei diesen Verlagen gelandet?

Jörg Benne: Die Trilogie "Das Schicksal der Paladine" erschien ab 2012 im kleinen Koios Verlag, der dann Anfang 2016 die Pforten schloss. Auf den Mantikore Verlag wurde ich über Captain-Fantastic aufmerksam, weil ich 2014 eines ihrer Spielbücher rezensierte und so in Kontakt kam. Als ich dann hörte, dass sie auch ein Romanprogramm aufsetzen wollten, bewarb ich mich einfach mit "Die Stunde der Helden" - und wurde genommen. Aber Mantikore macht eben auch noch Rollenspiele, Spielbücher, legt alte Roman-Klassiker neu auf und hat deshalb nur begrenzt Platz im Programm. Als ich die Rechte an den Paladinen zurückbekam musste deshalb ein anderer Verlag her und über liebe Autorenkollegen landeten die Paladine nun in diesem Jahr beim Papierverzierer Verlag.




Es gibt da ja noch so ein ganz anderes Thema: Spielebücher ;-)! Erzähl uns doch mal davon!

Jörg Benne: Spielbücher sind in einzelne, nummerierte Abschnitte unterteilt, an deren Ende man Entscheidungen treffen kann. Ganz klassisch: "Willst du an der Kreuzung nach links gehen, dann lies weiter bei Abschnitt 57. Wenn du nach rechts gehen willst, lies weiter bei Abschnitt 91." Oder auch schwierigere Entscheidungen wie: "Willst du dem Mann im Kampf gegen den Drachen beistehen, lies weiter bei 113. Wenn du lieber kein Risiko eingehen willst, lies weiter bei 207." So verändert sich die Geschichte, je nachdem, wie der Leser sich entscheidet. Vielleicht hätte der Mann einem geholfen, wenn man mit ihm gegen den Drachen gekämpft hätte. Vielleicht wäre man aber auch im Kampf gestorben. 

In vielen Spielbüchern kann man zuvor noch einen Charakter erschaffen und mit Fähigkeiten ausstatten, unterwegs findet man Gegenstände, absolviert Kämpfe, löst Rätsel ... Im Grunde wie ein Pen&Paper-Rollenspiel für einen Spieler. Spielbücher sind ein Kernthema des Mantikore Verlages und deshalb stellt er auf der RPC in Köln und auf der SPIEL in Essen aus, wo ich wegen der räumlichen Nähe gern geholfen habe. Eines Tages kam ein Kunde an den Stand und wurde von mir beraten. Er fand Spielbücher interessant, aber zu dem Zeitpunkt gab es bei Mantikore ausschließlich Fantasy-Spielbücher. "Habt ihr denn nichts im SF-Bereich?", fragte er. Tja, und so entstand die Idee zu Verax, einem SF-Survival-Spielbuch von mir, das jetzt erschienen ist.




Bist du selbst ein Fan von „Pen & Paper“ Spielen?

Jörg Benne: In Rezensionen zu "Die Stunde der Helden" und "Dämonengrab" lese ich oft, das sei ein klassischer Rollenspiel-Plot, läse sich wie die Mitschrift eines Pen&Paper-Abenteuers. Allerdings sind meine letzten Pen&Paper-Ausflüge verdammt lange her. Zu Schulzeiten habe ich oft Das Schwarze Auge gespielt, aber dann zerstreute sich unsere Gruppe in alle Winde und seither habe ich nur noch vereinzelt mal in dem Bereich was gemacht.

Liest du dir Rezensionen auf diversen Plattformen durch? Oder sind sie dir gar nicht so wichtig?

Jörg Benne: Oh ja, natürlich. Leser-Feedback ist mir sehr wichtig, denn ich schreibe ja nicht für mich, sondern für meine Leser und hoffe, dass meine Geschichten ihnen gefallen. Natürlich kann ich es nicht jedem recht machen, aber ich freue mich immer über konstruktive Kritik, die mir hilft, den nächsten Roman besser zu machen. Ein richtiger Verriss war zum Glück bislang nicht dabei, ich glaube, die könnten mich auch ganz schön runterziehen.

Nun stelle ich die Fragen aller Fragen: Welche Projekte sind denn so geplant in der nächsten Zeit? Kannst du uns schon was verraten?

Jörg Benne: Im September erschien mein Spielbuch "Verax - Das Experiment" bei Mantikore und ich bin sehr, seeeeeeehr gespannt, wie das ankommt, denn ich habe fast zwei Jahre in das Projekt investiert. Der Erfolg wird auch entscheiden, ob der Ausflug in den Spielbuch-Bereich ein einmaliges Experiment bleibt, oder weitere folgen. Der nächste Nuareth-Roman wird gerade von Betalesern auseinandergenommen. Je nachdem, wie da das Feedback ausfällt und ob ein Verlag Interesse hat, könnte der dann im 1. Halbjahr 2019 erscheinen. Darüber hinaus arbeite ich mit einer Kollegin an einem Gemeinschaftsprojekt, das aber noch nicht ganz spruchreif ist und jongliere gerade mit diversen Plotideen in anderen Genres, vielleicht mal ein Thriller. Schauen wir mal. Weitere Nuareth-Romane folgen aber auch noch.




Jeder Mensch hat ja so seine Eigenarten. Hast auch du „Macken“, von denen du uns jetzt ganz mutig erzählen magst?

Jörg Benne: Klar hab ich welche, viel zu viele, je nachdem wen man fragt. Meine Lektorin würde wohl meine katastrophale Gefühls-Kommasetzung ganz oben auf die Liste setzen und meine Verleger würden über meine fehlende Geduld moppern. ;) Persönlich ärgere ich mich besonders über meine oft fehlende Selbstdisziplin beim Schreiben. An heißen Tagen im Sommer kann ich mich zum Beispiel gar nicht dazu aufraffen, aber auch ein guter Film, eine interessante Internet-Meldung, alles möglich kann mich zu oft, zu schnell vom Schreiben ablenken, weswegen ich trotz ausreichend Zeit nicht mehr als 1-2 Bücher pro Jahr schaffe. Ich arbeite dran, diese Macke auszupolieren ;).




Und hier auch schon die letzte Frage: Wie wichtig sind dir deine Leser und was wolltest du ihnen schon immer einmal sagen?

Jörg Benne: Liebe Leser, ohne euch würden meine Geschichten nur in einer Schublade vor sich hinstauben. Ich danke euch für die Zeit, die ihr meinen Geschichten schenkt und dass ihr mir erlaubt, meine Figuren in Euren Köpfen zum Leben erwachen zu lassen.

Lieber Jörg, ich bedanke mich sehr für dieses interessante Interview! Sicherlich sind jetzt ganz viele darauf gespannt, was du noch so alles auf die Beine stellst! Viel Erfolg weiterhin für deine Autorentätigkeit! 



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