„Ich musste sie kaputt machen“ Anatomie eines
Jahrhundert-Mörders – Stephan Harbort
Stephan Harbort, Kriminalist, Autor und Spezialist für
Serienmörder und Täterprofile beschreibt in seinem Buch die Chronologie um den
Serienmörder Joachim Kroll, der im Zeitraum von 1955 – 1976 von Duisburg aus
zwischen 8 und 14 Menschen vergewaltigt,
ermordet und teilweise verzehrt hat. Der Autor schreibt dabei außerordentlich
authentisch denn er nutzt als Quelle für die Rekonstruktion der Ereignisse die
781 Seiten starke Urteilsschrift des Landgerichts Duisburg (Aktenzeichen 14 Js
549/76) sowie die polizeilichen Vernehmungsprotokolle, Tatortberichte,
Obduktionsprotokolle, forensische Gutachten, glaubwürdige Presseberichte und
persönlich geführte Interviews. Stephan Harbort hat mit nahezu 70 Serienmördern
Interviews geführt, sie analysiert und seine Erfahrungen zu Papier gebracht.
Er schafft dabei eine Atmosphäre, die den Leser auch
mal inne halten und überlegen lässt über den Tellerrand der gewohnten
Gesellschaft hinaus zu blicken. Der Versuch, die Chronologie deutlich zu
schildern und somit nahe zu bringen, WARUM ein Mensch wie Joachim Kroll zu
solch grausamen Taten fähig war, gelingt dem Kriminalisten sehr gut. Er appelliert
dabei keinesfalls an eine Art Verständnis für den Menschen, den die Leute gerne
auch „Bestie“ oder „Monster“ nennen. Vielmehr schildert er sachlich,
authentisch und mit viel Fachwissen, welche gesellschaftlichen Situationen, familiäre
Dispositionen und Auslöser wie Triebe im Wesen und Charakter Joachim Krolls zu
den vorgefallenen Eskalationen führten.
Wer sich mit Kriminalfällen beschäftigt und sich mit
der Dynamik und den psychologischen und genetischen Auslösern solcher Menschen
wie dem „Kannibalen von Duisburg“ wie er auch durch die Presse genannt wurde
befassen möchte, ist mit diesem Buch genau richtig. Das geführte Interview und
auch die Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen zusammen mit dem Lebenslauf
Joachim Krolls, schaffen ein detailliertes Gesamtbild und bringen dem Leser auch
die Abgründe der menschlichen Seele näher.
Ich musste dieses Buch auch des Öfteren aus der Hand
legen und mich erstmal sammeln, bevor ich den durchaus steinigen und oftmals
wirren Weg Joachim Krolls weiter gegangen bin. Stephan Harbort hilft aber auch
mit seiner großen empathischen Art durch dieses Buch zu führen und schenkt auch
den Opfern die Aufmerksamkeit und Respekt, den sie verdient haben. Es passiert
leider schnell, dass die Opfer in Vergessenheit geraten und dem Täter die ganze
mediale Aufmerksamkeit zu Teil werden lässt!
Auf diesen Umstand weist der Autor
in seinen Büchern immer wieder hin und baut so eine standhafte Brücke zu den
Opfern und auch deren Angehörigen auf, die unendliches Leid durchleben müssen. Man
darf diese niemals vergessen und sollte Anteil und Mitgefühl gegenüber den
Opfern und Familien aufbringen, die mit solchen Taten ihr Leben lang zu kämpfen
haben.
Die Bücher von Stephan Harbort kann ich euch sehr ans
Herz legen wenn ihr euch für Kriminalfälle, Serienmörder und wie sie dazu
werden interessiert und authentische Tatsachenberichte ohne große reißerischen
Szenerien haben möchtet denn, das ist ebenfalls eine angenehme Eigenschaft des
Autors – Hollywood bleibt draußen!